2018 | © pt
Gegen zehn Uhr schickt Artur, der Kartenzerschneider, eine Botin. Er selbst mag wohl nicht kommen.
Es sei keine Post für uns eingetroffen, richtet sie aus.
Diese Nachricht lässt bei Frau Cornelia unmittelbar die Stimmung einbrechen. Wen kann das wundern?
Wenn doch die Simkarte, so wie versprochen am Freitag rausgegangen sei, müsse sie doch eingetroffen sein. Und nun könne sie nicht mal anrufen, Jörg und sein Telefon seien ja nicht mehr da. Was nun? Was wir denn nun machen sollten?
Ich nehme mir mein Samsunghandy vor. Vielleicht ist doch etwas zu machen, vielleicht finde ich doch eine Funktion, die es möglich macht, an der modern Zifferndrücktelefonie teilzunehmen. Und tatsächlich. Das Gerät bietet dieses Feature. War mir bislang nicht aufgefallen. So antiquiert ist mein Samsung also gar nicht. Wir schaffen es dank des neuen Wissens, eine Verbindung zur Hotline des Providers herzustellen. Ich bin stolz auf mich.
Ja, heißt es dort, es sei eine Simkarte in Auftrag gegeben worden. Am 8. diesen Monats. Und die sei auch auftragsgemäß geliefert worden, nach Greifswald nämlich. Nein, von einer Neubestellung am Freitag wisse man rein gar nichts. Da sei kein Vorgang angelegt. Es stehe nichts in den Unterlagen. Außer einer Gutschrift, ja, eine Gutschrift sei erfolgt. Warum die Gutschrift, sei nicht ersichtlich.
Frau Cornelia schlägt hintenrüber. Ich verstehe das.
Man habe ihr doch am Freitag fest zugesagt, dass die Karte rausgehe. Sie könne das überhaupt nicht fassen. Sicher, dass die Karte vom 8. sie nicht erreicht habe, sei nicht Verschulden der Hotline, sie wisse das jetzt, dafür wolle sie sich auch in aller Form entschuldigen; dass aber der Vorgang vom Freitag gar nicht erfasst sei, ja das sei schlichtweg unglaublich. Was sie denn nun tun müsse, um in diesem Leben doch noch an eine neue Telefonkarte zu kommen? Was überhaupt sei das für ein Service?
Die Telefonpartnerin auf der anderen Seite versichert, es würde alles gut. Sie würde sofort in die Wege leiten, dass eine Karte herausgeschickt würde. Es täte ihr leid.
Ich flüstere Frau Cornelia zu, wenn neue Karte, dann in den Hafen von Barhöft. Da könnten wir in zwei Tagen sein, wenn wir heute noch aufbrechen würden.
Noch einige Tage in Greifswald bleiben, noch länger warten will ich nicht. Sie nickt, ist einverstanden.
Und beginnt ihrer Telefonpartnerin zu erklären, dass die zu versendende Karte auf keinen Fall nach Greifswald geschickt werden dürfe, sondern zum Yachthafen in Barhöft. Ich suche in Windeseile die Anschrift des Hafens heraus und schiebe mein iPad mit dem Rechercheergebnis zu Frau Cornelia rüber. Die Eile allerdings war unnötig. Es dauert lange, bis die Callcenterfrau begreift, dass sie eine neue Adresse notieren muss. Und es dauert eine zusätzliche geschlagene Viertelstunde ihr die Adresse zu diktieren. Da ich in unmittelbarer Nähe sitze, kann ich versichern, dass das Verschulden dafür nicht bei Frau Cornelia zu suchen ist.
Als endlich alles notiert ist und Frau Cornelia sich die Adresse für den Versand hat wiederholen lassen, fragt sie zum Glück, wie lange der Versand denn dauern werde.
Mit drei bis fünf Tagen müsse sie schon rechnen, kommt es aus dem Hörer.
„Nein, das kann nicht sein. Solange?“
Ja, so seien die Bearbeitungszeiten eben, heißt es. Da könne man nichts machen.
„Verdammter Mist! Ok, dann alles zurück. Die Karte geht nicht nach Barhöft. Haben Sie das verstanden? Die Karte geht bitte nach Melle an meine Heimatadresse. Ja, da gibt es einen Briefkasten mit meinem Namen. Ist das alles klar? Melle! Heimatadresse! Auf keinen Fall nach Barhöft bei der von Ihnen genannten Lieferzeit. Nein, da sind wir dann längst durch. Nicht nach Barhöft! Ist das verstanden?“
Genau so kommt die Kommunikation bei mir als Zuhörer an.
Ich hatte interveniert und Frau Cornelia zugeflüstert, dass wir mit einem Versand nach Hause am besten steuern können, wo wir das verdammte Ding bekommen. Wir können es uns von dort dann zuverlässig schicken lassen.
Insgeheim verfluche ich die modernen Zeiten. Heute spricht man mit einem Callcenter, mit immer wechselnden Personen. Mit Personen, an deren Kompetenz und Einsatzfreude in vielen Fällen berechtigt gezweifelt werden darf. Aus Gründen, die ich hier nicht bewerten möchte.
Früher, als die Welt noch analog tickte, gab es einen Ansprechpartner. Und dieser Eine war dann zuständig. Zudem konnte man im besten Fall eine Beziehung aufbauen und sei es nur eine telefonische.
Und wenn der Angerufene mit jemand anderem sprach, kam das Besetztzeichen, man landete nicht in einer Warteschleife mit den bekannt idiotischen Ansagen wie:
„...im Augenblick sind alle Mitarbeiter im Gespräch. Sie werden mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden. Dann werden wir uns Ihrem Problem voll und ganz widmen...“
Und der unvermeidlichen „Kleinen Nachtmusik“, intoniert auf einem gemafreien Xylophon.
Man wusste woran man war, früher, und konnte es später noch einmal versuchen, ohne seine Zeit immer wütender werdend, mit dem Telefonhörer am Ohr zu vertrödeln.
Inzwischen ist es nach zwölf. Wir müssen los, wenn wir es noch nach Stralsund schaffen wollen. Drei Brücken liegen auf unserem 26 Seemeilen langen Weg in den Querkanal. Wegen der zu erwartenden Wartezeiten verlängert sich unsere Fahrtzeit wahrscheinlich deutlich.
Also stopfen wir Hafenmeister Artur, er ist wohl in der Mittagspause, schnell Liegegeld für zwei Tage in einen Umschlag – schenken lassen wollen wir uns von ihm nichts mehr und dann nichts wie los. Um Punkt fünf vor eins liegen wir vor der Brücke in Wieck. Das passt gut. Die Strelasundbrücke in Stralsund schaffen wir nicht in der Zeit.
Trotz „Hebel auf dem Tisch“ sind wir fünfzehn Minuten zu spät und warten anderthalb Stunden auf die nächste Öffnung. Das genau das passieren würde, war mir klar gewesen – nur glauben hatte ich es nicht wollen. Die nächste Öffnung der Brücke zu unserem Lieblingsliegeplatz ist erst um Acht. So haben wir noch einmal anderthalb Stunden Wartezeit, wir vertreiben sie uns mit dem Bunkern von Diesel, Kaffee trinken und gelassenem Warten.
Für die Nacht im Querkanal bezahlen wir lächerliche elf Euro an den privaten Betreiber des kleinen Hafens.
15.08.2017, Dienstag
Ganze neun Meilen liegen vor uns nach Barhöft. Wir gehen um zwölf durch die schmale Brücke aus dem Querkanal hinaus und segeln gemütlich vor dem Wind den Strelasund hoch. In Barhöft erwischen wir den letzten von zwei vorhandenen schönen Längsseitsliegeplätzen. Morgen wollen wir weiter nach Warnemünde, eine Tour von rund fünfzig Meilen haben wir da vor uns.
Der Hafen von Barhöft
Frau Cornelia macht Wäsche in der Hafenwaschmaschine, ich mache nichts, döse unten vor mich hin und schaue auch kurz ins Wetter für morgen. Als sie zurückkommt, wird ihr von einem in den Hafen einlaufenden Boot die Frage zugerufen, ob man wohl längsseits kommen dürfe.
Natürlich darf man.
Ich höre unten sitzend das kurze Gespräch und schaue nach, ob ich helfen kann. Frau Cornelia steht schon parat, um die Vorleine der Neuankömmlinge anzunehmen. Ich lasse mir die Achterleine zuwerfen und wir haben einen Nachbarn, obwohl noch etliche Plätze im Hafen frei sind.
Neben uns liegt ein aus Eiche gebautes historisches Schiff von etwa elf Metern Länge. Hinzu kommt ein beachtlicher Bugspriet von noch einmal zwei Metern. An Bord ein junges Pärchen Mitte, Ende Zwanzig. Der junge Mann bedankt sich herzlich dafür, dass er bei uns anlegen durfte.
Er wäre ungern an eine der Heckbojen im Hafen gegangen, sagt er. Er hätte kein Zutrauen zu den Dingern und sie wären wegen des Bugspriets auch kaum von Bord gekommen.
Uns ist es recht. Wir haben kein Problem mit Nebenliegern.
Die Beiden verschwinden in ihrer Kajüte, wir sitzen in der Plicht, das Wetter ist heute danach. Nach kurzer Zeit tauchen sie wieder auf, er balanciert ein Tablett. Darauf vier Pinnchen mit Schnaps, wie wir erfahren.
Jetzt gäbe es einen Anlegeschnaps. Und wir müssten mittrinken. Sie hätten sich so gefreut, dass sie bei uns anlegen durften.
Es bleibt uns nichts anderes übrig, wir müssen von unseren Prinzipien ablassen und stoßen mit an.
Die neuen Nachbarn hatten einen anstrengenden Tag. Sie kommen aus Rostock und hielten bis Darßer Ort einen Kurs hoch am Wind bei 5 – 6 Bft. Danach ging es bis Hiddensee unter Maschine gegenan. Eine insgesamt feuchte und ruppige Reise.
In Rostock haben sie eine Woche gelegen und an der „Sail“ teilgenommen. Ihr Schiff ist 1925 gebaut worden und hat sein erstes Leben als Lotsenkutter verbracht. Die beiden haben es vor einigen Jahren gekauft und arbeiten es nach und nach wieder auf. Ihnen kommt zugute, dass er Holzbootsbauer ist und einen eigenen Betrieb hat. So unterhalten wir uns von Boot zu Boot und wir erzählen, vor kurzem in Greifswald gewesen zu sein.
Ach, von dort kämen sie, erzählt er, das sei ihr Heimathafen und dort sei auch ihr Betrieb, Greifswald würde ja im Museumshafen sehr viele historische Schiffe beherbergen, da sei die Arbeit immer vor Ort.
Wir fragen, ob er denn auch Artur den Hafenmeister kenne.
Ja natürlich, und ob er ihn kenne, sie seien ja schließlich Kollegen, er sei seit zwei Jahren im Ehrenamt der zweite Hafenmeister des Museumshafens, da man Artur etwas entlasten wolle, er, Artur, käme ja nun wohl langsam in die Jahre, es klappe nicht mehr alles so wie es sein solle.
Was für Zufälle es doch gibt. Da lernen wir hier in Barhöft völlig zufällig zwei Greifswalder kennen, die wiederum unseren Artur gut kennen. Natürlich erzählen wir von unseren Erlebnissen mit Artur und ernten gar kein Erstaunen.
Das würde nicht wundern, heißt es. Ganz ähnliche Geschichten hätte Artur schon mehrfach gebracht.
Wir plaudern noch eine ganze Weile und verabschieden uns erst, als bei uns energischer Hunger einsetzt. Unweit des Hafens gibt es ein ganz anständiges Restaurant, wissen wir aus dem letzten Jahr.
Damals wurde das Essvergnügen durch eine fürchterliche Mückenplage geschmälert. Wir kehrten völlig zerstochen aufs Schiff zurück und hatten über zwei Wochen mit vielfältigen Stichen zu kämpfen. Heute wird es wegen des Windes besser sein, so hoffen wir zumindest.
Und so ist es zum Glück auch. Die wenigen doch vorhandenen Mücken stören das Essvergnügen nicht.
Das Liegegeld in Barhöft beträgt zwanzig Euro. Strom ist enthalten.
16.08.2017, Mittwoch
Um neun Uhr stehen wir gefrühstückt an Deck. Das ist, hier soll es gebeichtet werden, für unsere Verhältnisse früh.
Der Wind ist WNW, wir werden bis Darßer Ort gegenan müssen. Zum Glück ist wenig Wind vorhergesagt.
Die Nachbarn aus Greifswald sind, wie gestern versprochen, natürlich auch schon wach und werden gleich unseren Liegeplatz am Steg übernehmen.
Wir verabschieden uns bis im nächsten Jahr in Greifswald, wir werden, so es geht, wieder in die Richtung fahren. Polen haben wir uns ja geschenkt in diesem Jahr, im kommenden wollen wir es dann aber angehen.
Die Beiden nehmen ihre Leinen von unseren Klampen und wir verschwinden durch das schmale Fahrwasser aus den Boddengewässern, laufen außen ein Stück parallel zur Insel Hiddensee und gehen dann auf Westkurs, wie so oft gegen den Wind an. Anfangs fällt er fünfzehn bis zwanzig Grad von Steuerbord ein, je mehr wir uns Darßer Ort und damit einer ordentlichen Kursänderung nach Süden nähern, umso mehr wandert der Wind nach Westen.
Er kommt entgegen - er kann segeln
Bis zum Darßer Ort hat er es soweit geschafft, dass auch auf unserem neuen Kurs ans Segeln nicht zu denken ist. Wir versuchen es trotzdem, geben aber schnell wieder auf, da wir in einigermaßen akzeptabeler Zeit in Warnemünde sein möchten.
Leider rollt das Schiff nun kräftig. Die See nämlich ändert ihre Richtung nicht mit dem Wind, sie steht weiter aus West und macht unsere Tour damit wenig komfortabel. Gut fünf Meilen nach unserer Kursänderung dreht die Maschine für einen kurzen Moment hoch und geht dann wieder auf die eingestellten 2.200 Touren. Einige Minuten später das gleiche. Hochdrehen auf etwa 2.500 und wieder auf 2.200 einpendeln.
Komisch, denke ich. Nicht gut, aber die meisten Probleme lösen sich von allein. Dieses leider nicht. Die Abstände der Erscheinung werden sogar kürzer. Ich habe kein gutes Gefühl. Was ist da los?
Nach nicht zu langer Zeit kann ich das Problem einsortieren: Die Maschine dreht immer dann hoch, wenn das Boot stark nach Backbord rollt. Je höher die unter uns durchlaufende See, umso länger hält das Hochdrehen an. Das könnte, nein wahrscheinlich wird es ein Getriebeproblem sein, diskutiere ich mit mir.
Mit Glück fehlt dem hydraulisch arbeitenden Wendegetriebe einfach nur Öl. Vielleicht ein Leck? Bloß das nicht! Ich steige runter in den Salon und öffne die Klappe zum Motorraum. Der Strahl der Taschenlampe richtet sich in die Bilge.
Öl? Nein, nichts. Soweit so gut. Aber wann hast du das Getriebeöl geprüft? Darauf fällt mir keine befriedigende Antwort ein. Vor Jahren, vor vielen Jahren hab ich mal einen Simmering gewechselt. Da ist neues Öl aufs Getriebe gekommen.
Aber danach? Nix mehr gemacht. Toll! Watt ne Schlamperei. Aber bei Licht besehen: Wenn das der Grund fürs Durchdrehen sein sollte, wär’s ein echtes Glück.
Ich rolle die Genua wieder aus, wir fallen runde vierzig Grad vom Kurs ab und stellen die Maschine aus. Das Schiff macht noch eben 2,5 Knoten, liegt zur Freude von Frau Cornelia jetzt sehr ruhig auf dem Wasser. Motor und Getriebe gebe ich eine kleine Viertelstunde, um ein wenig abzukühlen.
Dann wurschtele ich mich zu dem schwer zugänglichen Öleinlassstutzen vor. Zwei ziemlich heiße Finger später hab ich den Stopfen raus. An ihm befindet sich auch der Ölpeilstab. Und der ist völlig trocken. Noch mal reinstecken das Ding. Es tut sich nichts. Er bleibt trocken. Also stimmt es.
Kein Öl mehr auf dem Getriebe. Und somit Glück gehabt. Ein Liter SAE 30 ist schnell nachgefüllt – ist zum Glück im Vorrat. Jetzt den Peilstab noch mal rein. Das Öl reicht eben bis an die Min-Marke. Soll erst mal genügen. Den Stopfen wieder rein, die Motorklappe zu, starten und wieder auf Kurs. Die Genua einrollen und Fahrt ins Schiff.
Und tatsächlich, es läuft wieder richtig gut mit, das Getriebe kann auch beim Rollen die Kraft der Maschine vernünftig übertragen. Alles ist wieder gut. Im Hafen werd ich das Ding dann bis auf die Max-Marke füllen und so wie ich mich einschätze, wieder vergessen. Getriebe brauchen ja nie Öl.
Ein Trugschluss, wie die Praxis eben bewiesen hat.
Um halb sechs legen wir uns im „Alten Strom“ in Warnemünde an einen Kollegen mit etwas kleinerem Schiff. Er nimmt uns trotzdem gerne an seine Seite. Strom gibt es keinen für uns, wir versorgen uns selbst.
Warnemünde bei Tag...
...und Warnemünde bei Nacht
Liegegeld können wir nicht loswerden, sonst kommt immer der Hafenmeister längs – heute nicht. Und niemand kann uns sagen, wo wir ein Hafenbüro finden. Wir essen in einem der vielen Restaurants am „Alten Strom“ mittelgut.
17.08.2017, Donnerstag
An sich haben wir einen Hafentag geplant, gestern Abend aber umentschieden.
Erstens soll der Wind in den nächsten Tagen auf beständig West drehen und zweitens würden wir gern noch Wismar besuchen. Dort fühlen wir uns immer sehr wohl. Eine wunderschön restaurierte Stadt, ich mag sie von denen, die wir kennen in Ostdeutschland, am liebsten.
Also glauben wir, trotz vielfach anderer Erfahrungen, der Wettervorhersage für die nächsten fünf Tage und gehen gegen zehn Uhr los in Richtung Wismar. Die Wettervorhersage ist Südwest drei Bft.
Begegnung in der Lübecker Bucht
Daraus werden fünf, im Laufe des Tages in der Spitze sechs Bft. Nur unter Genua laufen wir mit halbem Wind, später mit 60° zum Wind bis zu 7,6 Knoten. Schon um halb fünf liegen wir fest am Wasserwanderplatz Wismar, nur wenige Meter von der Altstadt entfernt.
Ein schöner Segeltag.
Von unterwegs, das sei hier noch nachgetragen, hat Frau Cornelia in der Heimat nachgefragt, ob denn ihre Telefonkarte schon eingetroffen sei.
Nein, heißt es von dort, bislang nichts gekommen.
Na, noch ist ja Zeit. Bis zur Postzustellung am Samstag.
Am Sonntag könnte Kind Verena die Karte mit nach Heiligenhafen nehmen. Sie ist dort für eine Woche in einem Segelcamp der Uni und wir wollen kurz vorbei bei ihr.
Frau Cornelia ist Füchsin. Allein mit der Nachricht aus Melle will sie sich nicht zufriedengeben.
„Ich werd eben auch bei der Hotline anrufen. Fragen, ob sie das Ding denn schon rausgeschickt haben. Ich trau denen da ja jetzt alles zu“, sagt sie nach unserer Ankunft und wählt die ihr inzwischen gut bekannte Nummer des Providers.
Dann auf die Ansage lauschen und nach Aufforderung die Zwei drücken – sie beherrscht das Procedere inzwischen fast im Schlaf.
„Wie ist denn Ihre Rufnummer? Ihr Kennwort? Name? Geburtsdatum? Ja, die Karte ist raus, natürlich. Am Mittwoch schon. Wohin? Natürlich nach Barhöft, so wie Sie es gewünscht hatten.“
Die auf diese Auskunft folgende Schimpfkanonade möchte ich wiederum nicht zitieren, ich habe allerdings mehr als volles Verständnis für jedes gefallene Wort.
Nachdem die Emotionen sich langsam gelegt haben, überlegen wir, was wir noch retten können, welche Möglichkeiten wir haben, an die ersehnte Telefonkarte zu kommen. Schwer verständlich ist für uns die Dummheit und Ignoranz des Personals, mit dem Frau Cornelia sich nun so viele Male auseinandergesetzt hat und es macht wütend, so gar nichts unternehmen zu können, dieser Form von gelebter Inkompetenz hilflos ausgeliefert zu sein. Man hat niemanden, den man greifen kann. Nur eine Stimme – keinen Körper.
Die von uns umsichtig ausgearbeitete Planung sieht folgende Schritte vor:
Erstens: Eine Beschwerdemail schreiben, eine gesalzene. Ich sage:
„Prima Idee. Für die Seele. Ansonsten formlos, fristlos, fruchtlos“, kann den Wunsch aber mehr als verstehen.
Wenn man schon niemanden hat, den man töten kann, will man sich wenigstens seinen Frust von der Leber schreiben.
Zweitens: Den Hafenmeister in Barhöft informieren und ihn bitten, den Brief, so er denn jemals eintreffen sollte, weiterzuleiten.
Aber wohin?
Mein Vorschlag lautet Rendsburg. Da kommen wir in jedem Fall hin und auch nicht allzu bald, so dass genügend Zeit bleibt für den Postweg.
„Hm, ok, aber das ist ja noch einige Tage hin, bis wir da sind“, Frau Cornelia ist nicht glücklich.
Mein freches Argument, sie habe die Wochen bis zum jetzigen Tage ja auch ohne Teilnahme an moderner Kommunikation wie „SMS“ und „WhatsApp“ frei von ernsthaften Schäden überstanden, akzeptiert sie widerwillig.
Drittens: Mit der Hafenmeisterin in Rendsburg telefonieren und sie bitten, den Brief entgegenzunehmen und zu lagern bis wir kommen.
So wird es gemacht, der Hafenmeister von Barhöft geht nicht ran, ist wohl im Feierabend, die Hafenmeisterin aus Rendsburg nimmt auch nicht ab. Also morgen neu anrufen die beiden.
Die Beschwerdemail an die Leute mit der Telefonkarte geht raus. Die können sie sich hinter den Spiegel stecken!
18.08.2017, Freitag (Hafentag)
Ein netter Kerl, der Barhöfter Hafenmeister.
Noch sei kein Brief da, wenn er aber käme, würde er ihn weiterleiten nach Rendsburg, selbstverständlich, das sei doch keine Frage. Man möge ihm die Versandadresse doch bitte per SMS zusenden.
Auch die Frau in Rendsburg sichert zu, auf die Post zu achten.
Das Liegegeld zahlen wir erst heute. Der Hafenmeister kommt zu früher Unzeit gegen halb elf längs und mahnt:
Wir seien ja gar nicht dagewesen bei ihm. Seine Anwesenheitszeit sei täglich zwischen neun und zehn. Das wüssten wir doch wohl!
Er kennt unseren Biorhythmus nicht. Wir zahlen für zwei Tage 34 Euro, die Kosten für Strom sind schon enthalten.
Und, so teilt der strenge Hafenmeister mit, eine Strafgebühr für nicht ins Hafenbüro gebrachtes Liegegeld würde leider erst im nächsten Jahr eingeführt. Dann aber sicher! Insofern hätten wir für dieses Mal noch mal Glück gehabt.
„Ok Chef. Danke Chef. Selbstverständlich kommen wir demnächst bei Ihnen längs.“
Ein paar Impressionen aus Wismar - die Ratsapotheke
der Samenhändler Bratz
ruhige Parkanlagen
der Marktplatz
Den Tag verbringen wir in der Stadt. Wir lassen es uns gutgehen. Abends besuchen wir unseren Lieblingsitaliener, das Il Casale gegenüber vom Wassertor. Im letzten Jahr haben wir es zufällig ausprobiert. Das Essen ist hervorragend, die Bedienung, wir haben das gleiche Mädel wie im vergangenen Jahr, ist riesig nett. Leider wird sie, so erzählt sie uns, nicht mehr lange hier arbeiten. Sie hat gekündigt.
Mehr als neun Stunden Arbeit an sechs Tagen in der Woche seien zuviel. Nach zehn Jahren wolle sie sich nun neu orientieren.
Ihr Weggang wird ein gewaltiger Verlust für das Haus sein, sie ist geboren für den Service, immer ein Lächeln, immer einige nette Worte auf den Lippen und trotz der Hektik Zeit für einen kleinen Klön. Da macht es Freude, Gast zu sein.
Unangenehm für unsere Ohren ist nur das gut besuchte Sommerfest im Hafen und der Stadt, eine riesige Kirmes mit Losbuden, Riesenrad, Schießständen und allerlei Anderem meist infernalisch Lautem. Musikfetzen unterschiedlichster Genres fliegen durch die Luft.
Besonders stört ein Panflötenspieler in unmittelbarer Nähe zum Lokal. Er gibt seine Kunst so laut und unangenehm playbackbegleitet zum Besten, dass sicherlich auch die weitere ländliche Umgebung der Stadt davon profitiert.
19.08.2017, Samstag
Das Wetter laut DWD 4 - 5 Bft aus Südwest. Unser Ziel: Burgstaken auf Fehmarn. Die zurückzulegende Strecke beträgt 35 Meilen. Wir benötigen von Steg zu Steg fünfeinhalb Stunden, haben einen schönen Segeltag hinter uns und sind an einem wichtigen Etappenziel unserer Reise angekommen. In Burg gibt es immer, wenn wir dort hinkommen, neue Fleecejacken für den Steuermann und Kind Verena. Hin und wieder auch für Frau Cornelia. Ich weiß nicht warum, Fleecejacken dürfen nur auf Fehmarn eingekauft werden.
Zuerst aber habe ich Wartungsaufgaben. „Power Blocks“ auf links gedrehter Zahnriehmen hat nach rund einhundertfünfzig Betriebsstunden aufgegeben. Er ist nicht gerissen, wohl aber völlig ausgeleiert. Für eine provisorische Reparatur gar kein so schlechter Erfolg. Ich übertreffe mich selbst deutlich und wechsele den Riemen in einer guten Stunde. Ein prima Gefühl.
Frau Cornelia fragt in Barhöft nach, ob wohl ihre Karte eingetroffen sei.
Wir wären ja einige Stunden telefonisch nicht erreichbar gewesen und deshalb wisse sie nicht, ob der Hafenmeister versucht hätte, uns anzurufen.
Ja, die Karte sei heute gekommen, sie ginge natürlich noch heute zur Post.
Ein glücklich zufriedenes Lächeln steht in Frau Cornelias Gesicht. Sie bedankt sich sehr. Kurz später kommt eine SMS, die Karte sei im Briefkasten. Unterwegs nach Rendsburg. Ein guter Mann, der Hafenmeister. Zuverlässig!
Am Abend genießen wir leckeres Essen bei Regen unter einer alten Linde im „Goldenen Anker“. Dank Baum und einem Sonnenschirm bleiben wir trocken. Triefend nass werden wir auf dem Rückweg zum Schiff.
20.08.2017, Sonntag (Hafentag)
Faul sind wir und gönnen uns eine Taxe in die Stadt. Der erste Weg führt zum Fleecejackenhändler. Für diejenigen, der sich wundern: Auf Fehmarn haben die Geschäfte an sieben Tagen der Woche geöffnet. Skandinavische Verhältnisse also. Der Einkauf ist verblüffend schnell erledigt. Zwei Jacken, natürlich wie immer dramatisch im Preis reduziert, werden unser Eigentum.
Schwieriger wird es mit der Erfüllung eines zweiten Wunsches, Frau Cornelia hatte vor vielen Wochen für einige Stunden von Clariet, unserer holländischen Bekanntschaft, eine orangefarbene Daunenjacke geliehen bekommen.
Und ich äußerte damals völlig unbedacht:
„Mensch, die steht Dir gut, wirklich supergut.“ Ich hatte nicht gelogen.
Seitdem ist Frau Cornelia auf der Suche nach einem solchen Kleidungsstück. Bislang vergeblich. Heute soll ich erfahren, wie viele Verkaufsstellen für Damenoberbekleidung in Burg beheimatet sind, zählen kann ich sie nicht. Nicht ein einziges der Geschäfte bevorratet das gesuchte Kleidungsstück im gewünschten Farbton. Rot ist möglich, natürlich auch lebhaftes Grau, gewagtes Blau und Pink, nicht aber Orange.
Schade, wir werden anderorts weitersuchen müssen und stärken uns in einer Eisdiele. Danach ergänzen wir einige Vorräte und kaufen auch Zutaten für Frau Cornelias legendär guten Salat mit Hähnchenstreifen und Pinienkernen.
21.08.2017, Montag (Hafentag)
Der Wind bläst mit sechs Bft aus West, da wollen wir nicht nach Heiligenhafen gehen. Es sind zwar nur ein paar Meilen, aber auch das Kind will uns gar nicht dahaben heute. Es hat Küchendienst und ist somit ganztägig damit beschäftigt, für ihre Mitsegler Mahlzeiten zuzubereiten.
Den Tag vertreiben wir uns mit einer Radtour nach Burgtiefe. Dort geht es an den Strand. Natürlich nicht ohne vorher eine Kurkarte gekauft zu haben.
Vielfach ist in Deutschland der Zugang zu den Stränden reglementiert und bedarf der Abgabe eines Obolusses. So eben auch hier. Sei es drum. Der Preis ist nicht zu hoch. Wir bezahlen pro Person € 1,70, wandern gegen den Wind an, laufen ein Stück mit ihm und werfen einen Blick auf die Kitesurfer, die hier auf Fehmarn wohl einen von Mercedes gesponserten internationalen Wettbewerb ausfechten.
22.08.2017, Dienstag
Es ist noch immer West, etwas nördlicher einfallend, insofern stimmte die Prognose der Wettergötter. Die Heftigkeit des Windes hat auch nachgelassen, die Vorhersage ist fünf Windstärkern. Also gehen wir los nach Heiligenhafen. Vorher rufen wir noch an und fragen ob es passt.
„Ja, ihr seid willkommen“, heißt es.
Wohin wir denn müssten?
„In den großen Yachthafen“, lautet die Antwort.
Ich bin dort bislang nie gewesen, habe aber gehört, dass die Marina nicht zu den ganz kleinen an der Ostsee gehört. Diese Information hat mich bislang davon abgehalten, Heiligenhafen zu besuchen. Der Ort selbst soll nett sein, recht urig, wird erzählt.
Die Reise ist nicht weit, knappe zwölf Meilen müssen wir zurücklegen, gegen die westlichen Winde und die steile See schaffen wir ab der Fehmarnsundbrücke für ein gutes Stück nur ein Tempo von knapp zwei Knoten. So benötigen wir insgesamt beinahe drei Stunden für die kleine Strecke. Wir durchlaufen die Lagune von Heiligenhafen und landen in einem Meer von Masten, 1.000 Liegeplätze werden hier vorgehalten, wie der Betreiber der Marina stolz vermerkt.
Der Hafen ist recht voll, nach geraumer Zeit gelingt es uns, eine freie Box zu finden, nur hineinpassen tun wir nicht, sie ist deutlich zu schmal für uns. Auch mit gehöriger Motorleistung gelingt es nicht, die Heckpfähle ausreichend auseinanderzudrücken.
Irgendwann sehen wir ein Boot eine ausreichend große Box verlassen, wir fragen nach, ob sie frei sei für einen Tag und haben Glück, sie ist.
Schlafplatz im Mastenwald von Heiligenhafen
Der Hafenmeister berechnet für den Parkplatz € 19,50 und erklärt auf unsere Bitte hin den Weg zur Segelschule des Kindes. Ganz zurück müssten wir, zum Fischereihafen und dann noch ein Stück, wir schafften das schon.
Natürlich schaffen wir das. Wir spazieren durch den tatsächlich netten Ort mit vielen Restaurants und einer ordentlichen Anzahl von Klamottenläden. In einen müssen wir hineinschauen, Anordnung von Frau Cornelia. Möglicherweise steht hier eine Steppdaunenjacke in Orange zum Verkauf.
„Leider nein, nicht im Vorrat“, werden wir bedauernd beschieden.
Die Segelschule finden wir ganz am Ende einer schmalen Straße. Sie wirkt ein wenig unordentlich, unaufgeräumt und schmuddelig. Holzstapel, kreuz und quer abgestellte Boote, dazwischen kleine Zelte, hin und wieder Tische und Plastikstühle.
Alles auf erdigem, teilweise grasbewachsenen Grund. Einige kleinere und eine größere Holzhütte in rostigem Rot runden das Bild ab. Nicht unsympathisch das Ganze. Vor etlichen Jahren hätte ich mich in dieser Umgebung recht wohlgefühlt. Wir durchwandern das Chaos und setzen uns auf eine algengrüne Treppe, sie liegt direkt am Anleger für die vielen kleinen Jollen. Auch die haben optisch schon bessere Tage gesehen. Aber es sind halt Schulboote. Und eigentlich ist es genau richtig: Hier geht es deutlich nicht um Verpackung wie leider so oft heute, sondern hoffentlich um die Essenz.
Mein Blick schweift in die Runde. In unmittelbarer Nähe zur Segelschule fällt ein kleiner angenehm erscheinender Platz für Yachten auf, erreichbar durch den Fischereihafen. Da eigentlich hätte unser Liegeplatz sein müssen, denke ich.
Hätte das Kind doch sagen können – muss es doch gesehen haben, den Hafen. Schließlich war es im vergangenen Jahr schon hier.
„Man guckt sich doch um“, sage ich zu Frau Cornelia „und sie weiß doch, dass wir solche Liegeplätze viel lieber haben, als Marinaparkplätze. Na, der wird ich was erzählen.“
Frau Cornelia wiegelt ab: „Ist doch nur für eine Nacht. Stell dich nicht so an, alter Meckerpott und nörgel nicht wieder an dem Kind rum.“
Nach einer Zigarette gehen wir auf den in die Jahre gekommenen Steg und warten aufs Kind. Es ist noch unterwegs. Langsam trudeln die Schulboote mit ihren Besatzungen ein. Gelungene und weniger gelungene Aufschießer wechseln sich ab. Unser Kind schafft im zweiten Anlauf ein perfektes Manöver und freut sich, uns zu sehen.
Als ich ihr sage, dass es keine so schlechte Idee gewesen wäre, uns auf den von mir entdeckten Hafen hinzuweisen, kühlt die Freude für einige Momente ab, sie könne doch auch nicht auf alles achten.
Das Kind führt uns auf dem Schulgelände herum, erklärt vieles und zeigt uns auch den Schlafsaal für maximal zwanzig Personen, in dem sie mit einigen anderen Kursteilnehmern männlichen und weiblichen Geschlechts nächtigt. Bei mir weckt besonders dieses Schlafzimmer Erinnerungen an Jungendherbergen in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Doppelstockbetten dicht an dicht, kleine offene Ablagen für Wäsche und persönliche Gegenstände, ein roher Tisch und einige Holzstühle. Alles vollgepackt mit der Wäsche und Segelkleidung der Bewohner.
Mir imponiert, dass Kind Verena die Umstände klaglos auf sich nimmt und sich recht wohlfühlt dabei. Super.
Das Kind ist zu ihrer Segelwoche mit unserem Renaultauto angereist. Gemeinsam fahren wir beim örtlichen Schiffsausrüster einige Vorräte ergänzen und suchen uns später ein Restaurant im Ort.
23.08.2017, Mittwoch
Die Heimat rückt unaufhaltsam näher. Für heute planen wir Rendsburg als Tagesziel. Das Wetter sagt, wir hätten wohl eine reine Motorbootfahrt vor uns. Das Wetter hat recht.
Es geht bei mildem Wind von vorn und einer leichten Restdünung ebenfalls aus Westen zügig voran. Wir laufen durchweg 6,5 Knoten über Grund. Unser Perkins macht das Tempo bei 2.200 Umdrehungen klaglos möglich.
Heute ist kein Schießbetrieb in den Warngebieten Putlos und Todendorf, wir brauchen uns die Fahrt durch den Kiel-Fehmarn-Weg nicht von der Bundeswehr freigeben zu lassen. Normalerweise funktioniert so eine Freigabe während der Schießzeiten prima, wenn man per Funk nett und freundlich nachfragt. Man bekommt dann einen Weg vorgeschrieben, auf dem man sich zu bewegen hat.
Irgendwann unterwegs gehe ich runter zur Toilette. Just in diesem Moment springt hörbar die Bilgepumpe an. Ich wundere mich.
Es regnet nicht, es kommt keine See über, es müsste an sich alles trocken sein in der Bilge. Also nach erledigtem Geschäft raus aus dem Bad und im Salon das Bodenbrett über dem Pumpensumpf hoch. Und tatsächlich. Es tropft kontinuierlich aus einem Schlauch heraus. Dieser entwässert die hinter dem Motorraum liegende Bilge. Mann, Mann, Mann!
Was kann denn das sein? Ich probiere einen Tropfen.
Salzig! Eindeutig Seewasser. Woher?
Zuerst informiere ich Frau Cornelia.
Sie müsse bitte noch ein wenig länger Obacht geben. Es sei nicht schlimm, nur ein paar Tropfen, absaufen würden wir definitiv nicht, zumindest nicht so schnell.
Sie gibt sich verhalten beruhigt. Und ich suche die Heckkabine ab, nehme die Bodenbretter hoch und stelle auch hier Wasser fest.
Natürlich. Die Herkunft klären kann ich nicht. Zumindest – und das ist gut, es wird nicht mehr mit dem Wasser. Es ist ein winziges Rinnsal, das da durch die Heckkajüte fließt, nicht mehr.
Also beobachten die Sache. Und das möglichst engmaschig. So wird es gemacht. Alle zehn Minuten springt die Pumpe an, es tropft gleichmäßig aus dem Schlauch.
Die Sache ist im Griff. Für jetzt.
Um drei Uhr am Nachmittag erreichen wir die NOK-Schleusen. Einige Boote ziehen Kreise und warten ebenfalls. Wir reihen uns ein in die langsam größer werdende Gruppe der Schiffe, die in den NOK einlaufen wollen. Nach knapp zwei Stunden kommt die erlösende Durchsage aus dem Funkgerät:
„Die Yachten, die in den NOK einlaufen möchten, können jetzt in die Schleuse gehen.“ Zusätzlich blinkt das weiße Licht auf dem Schleusenvorland.
Eines der vor uns einlaufenden Boote stoppt in der Schleuse viel zu früh und abrupt auf, zu seinem Vordermann sind es noch runde 25 Meter. Dadurch schafft es der hinter ihm laufende Segler nicht, sauber an die niedrigen Pontons heranzumanövrieren. Wir als nächst folgendes Schiff haben glücklicherweise rechtzeitig reagiert und sind schon bald mit belegter Vorleine am Ponton. Frau Cornelia eilt der Besatzung zur Hilfe, kann die Situation aber leider auch nicht mehr klären. Unser Vordermann rettet sich, indem er noch mal Fahrt in sein Schiff bringt und sich vor den viel zu früh aufgestoppten Dussel legt. Dort ist mit deutlich über zwanzig Metern Pontonlänge mehr als genügend Platz für ein ordentliches Festmachmanöver.
Normal ist es guter Brauch, dass man in Schleusen ordentlich aufschließt zum Vordermann. Das macht es für alle leichter und sollte eigentlich klar sein. Vielleicht aber war der Stress zu groß bei dem Kollegen. Manche Menschen fahren die NOK-Schleusen sehr ungern, unter anderem wegen der so niedrigen Pontons.
Interessant und sehr beruhigend während des Wartens war übrigens, das unsere Pumpe ruhig blieb, nur zu Beginn der Zwangspause sprang sie einmal an. Danach war nichts mehr. Ein sicheres Indiz dafür, dass Wasser nur während der Fahrt eindringt. Das beruhigt und grenzt die Fehlermöglichkeiten ein. Mit dieser Erkenntnis kann ich mich morgen erneut und ernsthaft auf die Suche begeben.
Um 19:45 Uhr laufen wir nach 33 Kanalkilometern in Rendsburg beim „RVR“ ein und sind der Heimat heute 56 Meilen näher gekommen. Ganz hinten im Kopf kommt schon etwas Wehmut auf, bald ist es aus mit unserer Tour für dieses Jahr.
Die Leinen sind nur eben fest und schon eilt Frau Cornelia ins Büro der Hafenmeisterin. Strahlend kommt sie zurück aufs Boot, in der Hand schwenkt sie Post aus Barhöft.
„Die Karte ist da, die Karte ist da!“
Endlich, nach so vielen Wochen, kann das Leben wieder seinen gewohnten Gang gehen. Die Kommunikation mit der Welt kann wieder aufgenommen werden. Wir sind mehr als zufrieden und wandern rüber zum Restaurant des Yachtclubs.
Traditionell bestellen wir in Rendsburg als Vorspeise Tomatensalat, er wird hier immer sehr schmackhaft und liebevoll zubereitet. Zusätzlich ordern wir zwei Hauptgerichte, die mir jetzt gerade nicht erinnerlich sind. Nach gut zwanzig Minuten Wartezeit kommt unser Essen. Die junge Bedienung, es ist nicht die Dame sächsischer Herkunft, die unsere Bestellung aufnahm, stellt sowohl die zwei Portionen Tomatensalat als auch die Hauptgerichte auf unseren Tisch.
Ich wende ein, dass wir uns das genau so nicht vorgestellt hätten, sondern eben so, wie es üblich sei: erst die Vorspeise und dann das Hauptgericht.
Davon wisse sie nichts, sagt das Mädel verunsichert, es täte ihr leid. Sie könne das aber jetzt nicht mehr ändern.
Wir überlegen kurz, haben natürlich Mitleid und sagen, dass wir es für heute dann so hinnehmen wollen mit dem Essen. Und aus unserer Sicht träfe sie ja auch keine Schuld.
Das Essen ist anders als auf der Hinfahrt ok, damals war ich mit schlecht geschälten Spargel unzufrieden gewesen. Und mit dem, was auf der Karte als Sauce Hollandaise angepriesen wurde.
Zum Bezahlen beehrt uns wieder die Kellnerin aus Sachsen. Ihr gegenüber lobe ich das Essen und ihren ganz augenscheinlichen Fleiß. Sie ist tatsächlich wieselflink unterwegs.
Aber, so sage ich ihr, unzufrieden sei ich damit, dass Vorspeise und Essen gemeinsam serviert worden seien. Das sei ich nicht gewohnt und hingenommen hätten wir es nur, weil das Kind ja schon im Brunnen lag und augenscheinlich viel zu tun sei.
Darauf sie in breitem sächsisch:
Wir hätten den Salat ja nicht explizit als Vorgericht bestellt. Und die Küche hätte auch viel zu viel zu tun, um solche Sonderwünsche könne sie sich nun wirklich nicht kümmern.
Ob dieser Aussage, bei mir weckt sie wieder Erinnerungen an einen früheren zweiten deutschen Staat und dessen Gastronomiekultur, bin ich durchaus geplättet, auf die Gabe eines Trinkgeldes verzichte ich sehr bewusst. Wir verabschieden uns nicht zu enthusiastisch.
Sie, die Bedienung wird mich für erstens undankbar und zweitens geizig halten. Es fällt nicht leicht, aber ich will versuchen damit zu leben.
Frau Cornelia verbringt den Abend mit ihrem bis heute nutzlosen neuen Telefon und ihrer noch viel neueren Simkarte. Der Abend wird lang.
Das Liegegeld für diesen Hafen ist bekannt. Es hat sich seit Juni nicht geändert.
24.08.2017, Donnerstag (Hafentag)
Ein schwerer Tag für mich – ein Fest für Frau Cornelia. Regelmäßig werde ich in Rendsburg neu eingekleidet. Fleecejacken auf Fehmarn, Hemden und Hosen in Rendsburg, so ist es seit einigen Jahren der Brauch.
Ebenso regelmäßig wie erfolglos versuche ich mich zu drücken:
„Ich hab was ich brauche“, oder „lass uns den Kanal in einem Rutsch machen, dann sind wir schneller zuhause.“
Rendsburg - zugegeben, nur ein kleiner Ausschnitt
Jede Form der Widerrede ist zwecklos. In Rendsburg wird eingekauft. Und im Grunde genommen ist es in Ordnung. Wir haben hier vor Jahren ein wirklich gut sortiertes inhabergeführtes Geschäft gefunden. Und immer war es eine Freude mit dem Personal, nette, höfliche Menschen, die auch noch verstehen, was sie tun und mit Eifer dabei sind.
Also los. Wir marschieren in die Stadt, den Weg können wir inzwischen im Schlaf. Das Rollenspiel ist immer ähnlich:
Mürrischer Ehemann wird von mit dem Äußeren des Mannes unzufriedener Ehefrau in ein Klamottenfachgeschäft genötigt.
Das Personal gibt sich unaufdringlich mitfühlend:
„Was bitte darf’s denn sein? Ah, eine Hose für den Herrn. Jeans, natürlich, kein Problem. Wenn Sie diese hier vielleicht mal anprobieren möchten.“
Ich möchte natürlich nur ungern:
„Wenn es dann aber unbedingt sein muss, in Gottes Namen.“
Das Ergebnis meistens: Die Hose passt auf Anhieb. Und dann werden es bei netter flapsiger Unterhaltung ein paar Hosen mehr, danach kommen Hemden, natürlich unbedingt in Überlänge, damit sie nicht immer aus der Hose rutschen und vielleicht noch ein Gürtel. Der Alte ist zu lang geworden. Darauf bin ich stolz. Meist ist es genau andersrum.
Zum Finale heute dann die Kür.
„Machen Sie es, wie sie wollen“, sage ich, „nun brauchen wir zum vollendeten Glück für meine liebe Frau noch eine Steppjacke, und zwar keine gewöhnliche, sondern eine in Orange.“
Die Verkäuferin murmelt ein freundliches:
„Moment“, zieht von dannen und kehrt nach kurzen Augenblicken zurück – mit drei Jacken, alle in orange gehalten.
Zwei Monate erfolgloser Suche sind vergessen, die schönste der Jacken passt beinahe wie eine zweite Haut.
„Wenn ich ein, zwei Kilo abnehme, dann geht es problemlos“, freut sich Frau Cornelia und das Ding ist gekauft.
Unsere Beute wird fachkundig verpackt, wir, nein Frau Cornelia zahlt und wir verabschieden uns hochzufrieden und nicht ohne Lob für den tollen Service.
„Bis zum nächsten Jahr im Sommer.“
Weil das genau so ist, wie hier beschrieben, treibt es Frau Cornelia immer in dieses eine Geschäft in der Fußgängerzone Rendsburgs. Und sie liegt richtig, auch wenn ich mich sträube – es gehört zum Spiel hinzu.
Zur Belohnung gibt es seit zwei Jahren süße Küchlein aus einem türkischen Supermarkt an der Peripherie der Stadt. Sie wurden uns bei einem Einkauf von Eiern und Joghurt dort empfohlen, sind mächtig und lecker. Zuviel darf man davon nicht – auch dann nicht, wenn der neue Gürtel fast zwanzig Zentimeter kürzer ausfällt. Da wir nach der Einkleidungsorgie schon konditern waren, sparen wir die Leckereien für morgen auf.
Zu meiner Ehrenrettung muss ich erwähnen: Eines der Hemden zahlte doch ich. Es war Ersatz für Dasjenige, das ich bei einer Reparaturaktion völlig versaut hatte.
„Zieh Dir doch bitte ein anderes Hemd an. Du wirst Dich schmutzig machen“, hieß es vor einigen Wochen streng.
„Ach was, geht schon. Mach mich nicht dreckig, und wenn, zahl ich ein neues Hemd“, war meine Reaktion. Wenige Minuten später erfüllte sich die Prophezeiung– der Ärmel deutlich und unauswaschbar rußgeschwärzt.
25.08.2017, Freitag
Auf dem Nordostseekanal nach Brunsbüttel in den kleinen Hafen neben der Schleuse. Wir mögen ihn. Häufig trifft man nette und weitgereiste Seeleute, hin und wieder trinkt man auch ein Gläschen gemeinsam.
Kreuzfahrer auf dem NOK
Brückenpassage auf dem NOK
Vor vielen Jahren brachten wir eine lange und sehr fröhliche Nacht auf einem polnischen Stahlsegler zu. Er war mit neun Crewmitgliedern gut besetzt. Hinzu kam noch ein englischer Segelkamerad samt Ehefrau und wir zwei.
Wie wir wieder auf unser Schiff kamen, nach einigen kleinen Wodka, kann ich nicht erinnern. Wohl aber, dass der Wodka hervorragend war. Und dass das polnische Schiff nicht deutlich größer war als unseres. Allerdings schmaler.
Es gibt noch einen Platz für uns am Steg. Das Einparken gelingt mühelos, wir sind inzwischen wieder sehr gut in diesen Dingen, ein prächtig eingespieltes Team. Kein Wunder nach fast drei Monaten gemeinsam auf einem Boot.
Als Frau Cornelia nach dem Festmachen wieder an Bord steigt, sagt sie:
„Hat wohl heute doch nicht so gut geklappt. Ich glaube, wir haben uns einen Kratzer gefahren. Weißt Du, der Schwimmsteg ist da vorn geteilt“, sie zeigt in Richtung Bug, „und einer der beiden Stege steht gut zwanzig Zentimeter vor. Der Fender konnte das nicht abfedern. Er ist einfach in die Lücke gerutscht. Wir sind wohl gegen den Steg gedrückt. Ich konnte nix machen, wirklich.“
Ich hatte nichts gemerkt, steige runter vom Schiff und schaue mir die Sache an. Und tatsächlich. Eine ziemlich gemeine Stelle am Steg. Da konnte kein Fender helfen. Am Boot ein Lackschaden. Nicht schlimm. Aber sichtbar. Und insofern für mich ärgerlich. Denn den Fehler macht immer der, der am Ruder steht. Ich wische den abgekratzten Lack weg und beschließe, mich mal nicht zu ärgern, im Grunde war das wie ein unhaltbares Tor – wirklich keiner kann dafür, außer vielleicht die, die den Steg hier verbaut haben.
Wider Erwarten gelingt es mir – ich ärgere mich nicht wirklich, im Winterlager ist der Schaden schnell ausgebessert. Und wer nicht drauf achtet, sieht die Macke nicht.
Wir kochen Kaffee und verspeisen gemütlich in der Plicht sitzend mit Genuß einige unserer türkischen Küchlein. Dabei beobachten wir die langsam in die Schleusen gleitenden großen Pötte und den Betrieb in unserem kleinen Hafen.
Langsam wird er voll und voller. Alles Menschen, die morgen durch die Schleusen auf die Elbe raus wollen oder in Richtung Kiel unterwegs sind. Am Abend dann ist er voll, der Hafen. Nichts geht mehr, eigentlich. Wenn da nicht der Skipper des vor uns direkt innen am Steg liegenden englischen Bootes wäre. Er war wohl während des Nachmittags in der Stadt unterwegs. Gegen 20:00 Uhr kommt er zurück und findet an seiner Backe drei Nebenlieger. Was ja an sich kein Problem ist, womit man auch rechnen muss in einem Hafen wie diesem.
Hier aber liegt der Fall nun so, wie ich aus meiner Plicht heraus beobachte, dass dieser Mann mit Schiff und Mannschaft noch los möchte heute Abend. Wahrscheinlich nach dem Abendhochwasser die Elbe hinunter.
Dies teilt er unmittelbar nach Ankunft auf seinem Schiff dem nächsten Nebenlieger mit. Der gibt die Information mit wenig freudig erregtem Gesicht an seinen Nachbarn weiter und daraus folgt innerhalb etlicher langer Minuten ein wildes hin und her von Festmacherleinen auf insgesamt sieben Booten.
Unser Päckchen ist glücklicherweise nicht betroffen, wir liegen nicht im Weg, haben allerdings aufgrund der Nähe zum Geschehen einen Logenplatz mit bester Aussicht auf die vielen beschäftigten Hände.
Es ist nicht leicht, das entstehende Chaos zu entwirren. Wie schon formuliert, sieben Boote insgesamt müssen vorübergehend ihre Plätze räumen. Und das auf äußerst beengtem Manöverraum. Nicht alle Beteiligten betrachten die Unterbrechung ihrer geplanten Abendaktivitäten als willkommene Abwechslung, einige schauen recht mürrisch drein und scheinen dem Abreisenden auch nicht ausschließlich das Beste für die Zukunft zu wünschen.
Aber so ist das nun mal: Wer innen liegt und los möchte, hat auch das Recht dazu.
Eleganter, wenn auch weniger unterhaltsam, wäre gewesen, die Absicht, den Hafen am Abend noch verlassen zu wollen, etwas früher kundzutun.
Möglichkeiten dazu hätte es sicherlich gegeben, man hätte einen Nachbarn informieren können, man hätte auch einen Zettel an die freie Schiffseite hängen können. Vermutlich aber hat der Mann als Ortsfremder mit einem so übervollen Hafen nicht gerechnet.
Wir jedenfalls als Unbeteiligte in unserem Päckchen, die nur darauf achten müssen, dass unsere Schiffe in all dem Gewusel nicht gerammt werden, genießen für eine knappe Stunde ein interessantes und äußerst kurzweiliges Schauspiel.
Für den Liegeplatz mit Abendunterhaltung entrichten wir zehn Euro. Strom gibt es dafür auf unserer Stegseite nicht. Egal.
26.08.2017, Samstag
Als wir gut ausgeschlafen voller Elan unser Schiebeluk öffnen, ist der Schleusenhafen nahezu leer, die meisten Mitlieger hatten wohl andere Pläne als wir. Wir wollen die Elbe hoch nach Hamburg und dort noch einige Tage verbringen.
Zwei Kinder, ein Enkelkind und ein Schwiegersohn leben in Hamburg. Ein Mussabstecher also, schon wegen des Enkelkindes von jetzt gut zwei Lebensjahren.
Niedrigwasser Brunsbüttel ist gegen Mittag, darum können wir uns Zeit lassen mit unserer ersten Begegnung tidenbestimmter Gewässer seit langer, langer Zeit. Gemütlich gehen wir zur Bunkerstation und tanken unsere an sich noch gut gefüllten Dieseltanks auf – wegen der Sicherheit natürlich.
Als wir fertig sind und langsam in Richtung Schleusen tuckern, steht ein Tor der kleinen Schleusen offen. Das weiße Licht auf dem Schleusenvorland blinkt einladend. Nichts wie rein. Was für ein Glück. Gerechnet haben wir mit locker einer Stunde Wartezeit.
Insgesamt ist das eine hervorragende Bilanz. Vier NOK-Schleusungen hatten wir in diesem Jahr. Und in Summe eine Wartezeit von knappen zwei Stunden. Das ist Bestzeit. Wir jedenfalls können da überhaupt nicht meckern. Andere, das hörten wir immer wieder, haben es weitaus schlechter getroffen.
Ein Segler liegt schon in der Schleusenkammer. Und unmittelbar nach uns folgt noch ein weiterer. Wir sind also nur zu dritt in der 125 Meter langen und 22 Meter breiten Schleuse, haben just festgemacht, und schon fährt das Schleusentor zu. Ich klöne ein paar Sätze mit unserem Hinterlieger, er muss nach Wedel und wollte eigentlich auch noch bunkern, sah die offene Schleuse und hat kurzentschlossen auf den Diesel verzichtet. Es wird noch reichen bis nach Hause, sagt er.
Glattwasser bei Brockdorf
Nach weniger als fünfzehn Minuten sind wir durch und damit eigentlich zu früh. Das Wasser läuft noch heftig gegenan. Trotzdem schaffen wir knappe fünf Knoten und ich überschlage grob, wann wir denn so in Hamburg sein werden.
„So rund fünf, halb sechs“, flüstere ich mehr zu mir selbst, „wenn’s gut läuft.“ Offiziell will ich diese Info noch nicht machen.
Ab Stade läuft das Wasser mit. Zu spät für meine Planung, denke ich so bei mir selbst und gehe kurz runter an den Navitisch, messe die noch zu laufende Strecke. Jetzt kann ich seriös rechnen und rufe nach oben:
„17:45, spätestens 18:00 Uhr sind wir im City-Sportboothafen, kannste dem Kind sagen.“
Das Kind Annika will uns in Empfang nehmen in Hamburg und bringt das Enkelmädchen mit. Sie wollen über Nacht bleiben und morgen mit uns nach Harburg gehen. Das freut uns riesig, zu lange schon haben wir uns nicht mehr gesehen.
Blankenese an Backbord
Wir laufen sieben Knoten, wenig später siebeneinhalb, dann acht und kratzen auch mal die zehn Knoten, Wedel kommt auf, kurz darauf Blankenese, Finkenwerder, der Fischmarkt. Vorbei an Blohm und Voss und an der „Cap san Diego“ geht die immer noch rasante Fahrt, wenige Minuten später biegen wir kurz vor der, nach meiner Einschätzung grottenhässlichen, Elbphilharmonie (darf ich das hier sagen?) in die Zufahrt zum City-Sportboothafen ein.
Mit Hilfe des Hafenmeisters sind wir in dem übervollen Hafen um Punkt 17:45 Uhr fest an einem anderen Segler. Der Schwell ist wie immer enorm, die Boote tänzeln unablässig auf und ab.
Die letzte Leine ist eben belegt, da stehen Kind Annika und Luisa samt Kinderwagen auf dem Steg. Ich montiere mit wenigen Handgriffen unsere variable Bugleiter und wir begrüßen uns nach so langer Zeit herzlich.
Luisa ist skeptisch. Aus ihrem Wagen will sie wohl, aber es behagt ihr überhaupt nicht, die soeben von Mama gekaufte Schwimmweste anziehen zu sollen. Und sie findet es keineswegs witzig, dass sie zum Opa auf das Schiff gereicht werden soll.
Das ist so weit weg von Mama. Dann aber ist sie doch oben und lebt sich schnell und gut ein. Es geht den Niedergang rauf und runter, bald sind auch die schützenden Hände von Mama und Oma beruhigt. Das Kind schafft das schon. Trotz Behinderung am rechten Bein. Sie hat sich im Urlaub in Spanien den Fuß verknackst. Ein Sprung von einer Mauer war wohl zu gewagt.
Ganz kurz schaut noch Sohn Philip vorbei. Er ist auf dem Weg zu einer schon lange geplanten Verabredung. Nach weniger als dreißig Minuten muss er weiter. Schön, dass er reingeschaut hat. Wir sehen uns in den nächsten Tagen.
Abendessen wollen wir bei unserem hiesigen Lieblingsitaliener in der Deichstraße. Vor dem Lokal gibt es zum Glück noch freie Plätze. Dank Luisa sind wir die VIP-Gäste des Abends. Die komplette Mannschaft des Restaurants reißt sich darum, das Kind zu betüddeln. Es gibt eine Extra-Spezial-Portion Macaroni, es gibt ein Malbuch und natürlich Buntstifte, einen Hochstuhl und dann wieder keinen Hochstuhl, je nach Kindeswunsch. Die Italiener sind schon liebenswert verrückt mit Kindern.
Das Essen ist gemütlich und lecker, der Abend lau und angenehm. Zurück auf dem Boot darf es für Luisa natürlich noch nicht direkt ins Bett gehen, erst sind noch viele Dinge zu erkunden, alles ist schrecklich spannend, eine ungewohnte Umgebung für sie. Als es dann aber soweit ist, krabbelt sie ohne Problem in ihr Bett im Vorschiff und schläft bei immer noch tanzendem Schiff selig ein.
City Sportboothafen Hamburg
Für die Nacht in Hamburg sind 22,50 Euro fällig. Die Stromsäulen sind belegt, wir dürfen unseren Stecker bei einem Nachbarn in die Kabeltrommel stecken. „Power Block“ hat Pause. Heute haben wir 43,6 Meilen Flussfahrt hinter uns gebracht und liefen dabei im Schnitt 7,25 Knoten.
27.08.2017, Sonntag
Ein kurzes Stück die Elbe wieder abwärts, dann nach Backbord in die Süderelbe und unter der imposanten Köhlbrandbrücke hindurch und weiter zur Kattwykbrücke.
Sie ist die größte Hubbrücke Deutschlands und zudem ein interessantes Konstrukt mit einer Durchfahrtshöhe von 43 und einer Durchfahrtsbreite von 96 Metern. Selbst größte Seeschiffe können hier durchgehen. Auf die Brückenöffnung um 12:00 Uhr müssen wir gemeinsam mit einem Binnenschiff eine knappe halbe Stunde warten.
Für Luisa ist die kurze Reise spannend.
„Guck, guck, Schiff“, ruft sie immer, wenn wir ein Schiff passieren oder einem begegnen.
Und wenn ihr irgendetwas spanisch vorkommt:
„Ach, ach, ach ach ach.“
Diesen intelligenten, in mancherlei fraglicher Lebenslage anwendbaren Satz, hat sie gestern mit ihrem Opa eingeübt.
Luisa geht Wache
In Harburg funken wir die Schleuse an. Diese reagiert in keiner Weise, öffnet aber nach einer kleinen Viertelstunde. Vom Schleusenmeister, er lehnt sich bedenklich weit aus seinem in gut zehn Meter Höhe gelegenen Fenster, werden wir mit einem lautem:
„Habt Ihr eine Jahreskarte?“ empfangen.
„Nö, wieso Jahreskarte?“ rufe ich zurück.
Wir werden belehrt, dass man hier für die Schleusung bezahlen müsse.
Wie das denn gehen solle, frage ich verblüfft.
Da wär ne Leiter, heißt es, da könnte jemand aussteigen und zu ihm hochkommen.
Ich glaub es nicht. Tatsächlich gibt es Notleitern in der Schleuse, runde acht Meter geht es da senkrecht nach oben, geeignete Festmacher für Sportboote allerdings sind nirgendwo vorhanden.
Kind Annika erklärt sich bereit, das Schleusengeld nach oben zu tragen, sie ist sportlich und vor nix bange. Ich manövriere das Schiff an eine der Leitern heran, so das sie halbwegs bequem auf die glitschigen Stufen treten kann und das Boot zumindest mit einer Vorleine von Frau Cornelia an der Leiter gesichert wird.
Ziemlich abenteuerlich das Ganze und aus meiner Sicht brandgefährlich. Dagegen sind die NOK-Schleusen, in dehnen die Benutzung der sehr viel kürzeren Leitern ja bekanntlich auf das Strengste verboten ist, ein Kinderspiel.
Als das Kind von Bord ist, bringe ich die Kohinoor runde sechs Meter nach hinten zu einem der raren Poller und belege die Heckleine. Nun sind wir sicher fest, können das Kind aber, nachdem sie gewaltige 3,50 Euro für das Ein- und spätere wieder Ausschleusen bezahlt hat, nur zurück an Bord nehmen, indem wir die sechs Meter wieder nach vorne rücken.
Wenn schon kassieren, dann doch besser mit einem Holzschuh, den man aus dem Fenster herunterlässt. Die Holländer machen es genau so, ein einfaches und weitgehend gefahrloses Verfahren. Sicherlich, der Holzschuh könnte im schlimmsten Fall mit einem unglücklich im Weg befindlichen Kopf kollidieren. Der daraus resultierende Schmerz dürfte aber verkraftbarer sein, als der nach einem Sturz aus acht Metern Höhe auf ein Schiffsdeck und sei es auch mit Teak beplankt.
Luisa und ich kommentieren Kind Annikas waghalsigen Auf- und Abstieg und die wohl behördlich angeordnete Unvernunft mehrfach mit einem seufzenden:
„Ach, ach, ach ach ach.“
Die Tage in Harburg wollen wir im „Yachtclub Hansa Harburg“ verbringen. Die kleine Steganlage des Clubs liegt auf der Schlossinsel. Wenige Augenblicke nach unserer Schleusung sind wir dort fest. Der Hafenmeister weist uns einen Platz am Ende des Steges zu.
Liegegeld könnten wir in einen Umschlag stecken, je nachdem wie lange wir blieben. Es hätte keine Eile. Den Umschlag dann bitte in den Briefkasten.
Er ist nicht sehr gesprächig – aber auch nicht unfreundlich.
Die Anlage ist schon älter, hat aber Charme. Wir haben alles was wir brauchen, vor allen Dingen einen ruhigen, ungestörten Platz.
In den Umschlag stecken wir vor unserer Abreise zwölf Euro pro Liegetag und zwei Euro für den Strom, also vierzehn Euro täglich. Das ist ok. Ob es sanitäre Anlagen gibt, haben wir nicht eruiert. Wird aber so sein.
Kind und Enkel werden bald vom Ehemann und Papa abgeholt, sie müssen noch familiäre Verpflichtungen erfüllen. Den Abend haben wir für uns.
28/29.08.2017, Hafentage
Die folgenden Tage sind fix erzählt. Obwohl zu Land und zu Wasser schon häufiger hiergewesen, kennen wir Harburg nicht genauer. Wir wollen das ändern. Also Landgang. Für unsere Verhältnisse recht früh.
Viel schneller als gedacht landen wir im Zentrum. Es ist nicht mehr als ein Fußmarsch von kleinen zehn Minuten und wir haben unser erstes Ziel erreicht, eigentlich mehr das Ziel von Frau Cornelia. Wir stehen vor einem Ladenlokal mit dem erhellenden Namen „Alles für Selbermacher“.
Jedem Jungen sollte das Herz aufgehen. Woran denken wir bei solch einem Geschäftstitel, wir häufig recht eindimensional denkenden Jungens?
An Kreissägen, Akkuschrauber, Nägel, Zangen, Betonmischmaschinen und ähnlich archaische Werkzeuge. In diesem Fall weit gefehlt.
Hier werden Stoffe, Garne, Nähnadeln, Wolle und verwandte Produkte für Näh- und Strickbegeisterte feilgeboten.
Ich erhalte Dispens, ich darf auf dem direkt anschließenden Marktplatz dem hektisch bunten Treiben der Kartoffel-, Gemüse-, Blumen- und sonstigen Händler zusehen. Direkt an einem Brunnen finde ich ein gemütliches Plätzchen, von dem aus sich prima spannen lässt.
Nur wenige Zigaretten später kommt Frau Cornelia um die Marktbuden tänzelnd auf mich zu. Ihre Lippen umspielt ein hochzufriedenes Lächeln, in der Hand trägt sie zwei wohlgefüllte Kunststofftüten. Sie ist ausgiebig fündig geworden und fürs erste ausgerüstet mit reichlich soeben erworbenen Nähaccessoires.
Wir marschieren weiter Richtung Fußgängerzone und erledigen kleine weitere Einkäufe. Eine Verschnaufpause wird später in der Lämmertwiete eingelegt, einer Straße randvoll mit Kneipen, Cafés und Restaurants. Das Ambiente ist angenehm empfehlenswert.
Am späten Mittag wandern wir zurück in Richtung Kohinoor. Kind Annika will später mit Tochter Luisa hereinschauen. Im Hafen fällt mir eine große Najad ins Auge. Bislang hatte ich sie nicht bewusst wahrgenommen, obwohl sie in unserer direkten Nähe liegt. Sie macht keinen wirklich guten Eindruck – so wie auch einige andere Boote hier im Hafen.
Das Teakdeck schmuddelig grün, die Kuchenbude ist speckig und voller Stockflecken, Leinen liegen achtlos hingeworfen auf dem Teakdeck, der Lack ist stumpf. Deutlich ist, dass sie ein stolzes Schiff war und nach liebevoll intensiver Pflege auch wieder sein könnte. Der Anblick macht mich ein wenig traurig. So ein Juwel von gut sechzehn Metern Länge und so verkommen. Mann, Mann, Mann.
Mutter und Kind treffen um drei Uhr ein. Wir klönen ein wenig und bespielen natürlich das Kind, Niedergang rauf, runter, rauf, runter. Hier gucken, da gucken.
Außerdem planen wir den weiteren Tag: Noch einige Einkäufe für den Bordvorrat erledigen und zusätzlich Fleisch und Würstchen beschaffen, heute Abend soll bei Annika und Free, das ist der Mann dazu, gegrillt werden.
Ist Annikas Idee. Wir finden das prima, ziehen gemeinsam los und landen nach wenigen Autokilometern in einer Riesenmall. Hier gibt es alles – auch Aldi, Rossmann, Kik und wie sie alle heißen. Ob des Trubels kriege ich ein bisschen schlechte Laune. Merkt man mir aber nicht an.
Recht lange halten wir uns in einem Geschäft auf, in dem man alles bekommt, was niemand braucht. Trotz meiner Aversion gegen solcherlei Läden werde ich hier unverhofft fündig:
Neben all dem nutzlosen Tand werden auch Seifenblasmachgeräte gehandelt. Ich kaufe eines für Luisa, gefüllt mit wunderbarer Seifenblasmachflüssigkeit. Ihr eigenes funktioniert nicht mehr vernünftig, weil mit einfachem Prilwasser nachgefüllt wurde.
Sie wollte uns ihr Gerät auf dem Schiff vorführen, hatte aber wegen der mangelhaften Befüllung nur wenig Erfolg. Sichtbar unzufrieden war das Kind, so sehr sie auch pustete, es gab kaum von den wunderschön tanzenden Blasen.
Zusätzlich findet Frau Cornelia in einem sehr ähnlichen Müllgeschäft einen kompletten Liter Nachfüllflüssigkeit. Ein sehr nützlicher Einkauf, wie sich zeigt, als Luisa später den kompletten Inhalt der Seifenblasmaschine wegen einer kleinen Unachtsamkeit im Garten verschüttet. Omas haben da wohl eine gute Intuition. Hut ab.
Natürlich bekommen wir auch unsere Grillutensilien und können zum Haus der Kinder durchstarten. Im Garten wird ein nagelneuer Gasgrill entzündet. Wir haben viel zu erzählen und mehr als reichlich zu essen. Es schmeckt ausgezeichnet.
Nach dem Essen, wir sitzen beim Espresso, kommt lautes Kindergebrüll aus dem Sandkasten. Irgendetwas ist auf Luisas Fuß gefallen, genau auf den, den sie sich im Urlaub schon verletzt hatte.
„Aua, Aua, Aua.“
Mama, Papa und Oma trösten nach Kräften und nach einiger Zeit ist es dann wieder gut und auch Zeit fürs Bett. Der Fuß bleibt ein wenig dick. Der Papa des Kindes macht sich Sorgen.
Ich, Minimalpsychologe der ich häufig bin, wiegele ab:
„Wird schon, wird schon, macht euch da mal keine Sorgen.“
Noch ein Espresso, dann bringt Annika uns zum Schiff, eine kurze Viertelstunde Autofahrt. Es ist deutlich dunkel inzwischen und wir landen vor einem Tor, das am Nachmittag noch weit offen stand – nun ist es zu und fest verschlossen.
Dieses Tor trennt uns von unserem Schiff, von unserem Bett. Und weit und breit kein Mensch außer uns dreien. Wir erkunden die nähere Umgebung, irgendwo muss es doch die Möglichkeit geben, auf das Areal zu kommen. Nicht nur unser Liegeplatz beim Yachtclub befindet sich auf dem eingezäunten Stück Erde, auch etliche Firmen haben hier ihren Sitz.
Soweit wir auch laufen, da ist kein Schlupfloch, Zaun und Tor sind runde zweieinhalb Meter hoch. Und mit insbesondere meinen Hochsprungfähigkeiten ist es noch nie weit hergewesen.
Was ist zu tun? Scheiße!
„Hätte man uns doch auch sagen können, dass dies Tor nachts geschlossen ist.“
Wir suchen uns die Telefonnummer vom Hafen raus. Nicht nur, dass sich niemand meldet, nein, die Nummer ist gar nicht vergeben, teilt die elektrische Stimme am anderen Ende der Leitung mit. Das sieht wirklich nicht gut aus!
Ich ziehe gemeinsam mit Kind Annika noch mal los, um ein Gewerbegebäude herum und dann am Zaun entlang. Er endet quasi im Hafenbecken, runde fünfzig Meter von der Kohinoor entfernt.
Längs des Zauns an beiden Seiten dichter Bewuchs. Annika leuchtet mit Ihrem Handytelefon. Tatsächlich ist in den Dingern wohl heutzutage auch eine Taschenlampe inkludiert.
Nitt schlecht, nitt schlecht.
Das Gebüsch erscheint undurchdringlich. Aber man müsste doch..., denke ich, man müsste es zumindest versuchen.
Und so drücke ich mich dann Stück für Stück durch das dornige Gebüsch, trete, so gut es geht, die Büsche herunter und komme so dem Zaunende und dem Wasser immer näher. Nach einigen Minuten erreiche ich den letzten Zaunpfahl, unter mir ist jetzt nur noch hängendes Gestrüpp und Wasser.
Wenn er hält, der Pfahl, dann müsste es gehen. Und er hält. Ich kann mich daran klammern und mich so langsam und vorsichtig um das Zaunende herumwinden. Der linke Fuß ist auf der anderen Seite, der Boden ist nicht fest, aber es gelingt. Ich bin durch, muss nur noch drei Komposttonnen überwinden, die hier jemand vor wahrscheinlich vielen Jahren aufgebaut und dann vergessen hat. Auch das klappt, ich bin sicher, wenn auch schmutzig, auf der anderen Seite. Und habe nur einen Komposttonnendeckel ruiniert. Fehlt nur noch Frau Cornelia.
Die wollen wir über das Tor hieven, beschließen wir. Annika macht eine Räuberleiter, wenig später stehen gute fünfzig Kilo Frau auf den Schultern vom Kind und sie kann sich auf das gewaltig hohe Tor setzen. Nun nur noch die Beine rüberschwingen, schon rutscht sie grazil in meine Arme und erreicht ganz unversehrt den Boden. Wir haben es geschafft – uns sperrt so leicht niemand und auf Dauer aus.
Für heute, es ist inzwischen Dienstag, ist Großes vorgesehen. Annika, Luisa und Steffi, eine langjährige Freundin vom Kind, wollen zu Besuch kommen. Ebenso Sohn Philip nach der Arbeit. Und dann soll es eine große Hafenrundfahrt im Binnenhafen geben. Für das kleine Kind – und natürlich für Steffi.
Morgens marschiere ich noch zu unserem Hafenmeister. Er schraubt mit einer Hilfskraft an der Terrasse des Clubhauses herum.
Es muss doch einen Schlüssel geben für das Tor. Heute Abend möchten wir das Gelände ohne Aussicht auf nächtliche Sportübungen verlassen können.
An diesem Vormittag ist der gute Mann gesprächiger.
Oh, sagt er, daran habe er gar nicht gedacht, ja manchmal würde das Tor verschlossen nachts. Jo, ein Schlüssel sei kein Problem. Den brächte er uns nachher längs.
Auf die Najad spreche ich ihn auch noch an. Es sei doch traurig, dass das Boot dort so vor sich hingammeln würde. Ob denn das Schiff zum Verkauf stehen würde?
Er gibt mir recht, ja, ganz schade sei das, es gehöre dem Vorsitzenden des Vereins und stünde tatsächlich zum Verkauf. Interessenten aber gäbe es so gut wie nicht.
Nun, sage ich, vielleicht sei jetzt einer da, ob das Schiff denn zu besichtigen sei?
Er würde versuchen, den Vorsitzenden zu erreichen, vielleicht würde das klappen können, manchmal sei er in der Nähe, auch dazu würde er sich melden.
Wir wollen auch heute in die Stadt und freuen uns, als der Hafenmeister schon bald den versprochenen Schlüssel bringt und auch Kontakt mit Herrn K., dem Besitzer der Najad hatte.
Herr K. käme am späten Nachmittag vorbei, dann könnten wir das Schiff besichtigen.
Na schön, dann wollen wir mal sehen, jetzt aber erst mal los in die Stadt.
Um zwei sind wir zurück, bald kommen ja die Kinder. Aber Pustekuchen, gegen halb drei ruft Kind Annika an.
Sie wisse nicht, ob sie noch kommen könne, der Kindergarten habe angerufen, Luisa würde stark humpeln, sie müsse erst mit ihr ins Krankenhaus. Sie würde sich melden. Mit Pech sei ja doch was Schlimmes an dem Fuß. Auch Steffi würde dann nicht kommen. Die wartete bei ihnen zu Haus auf sie. Wir wünschen das Beste und hoffen auf glücklichen Ausgang.
Um vier trifft dann Philip ein, wir sitzen in der Plicht und trinken Kaffee, kurz später kommt Herr K. hinzu.
Recht sympathisch, groß, runde siebzig Jahre alt und Zigarre rauchend. Wir stellen uns vor, plaudern ein wenig Unverfängliches und gehen zu seinem Schiff rüber.
Außen, das wissen wir ja schon, ist es pfui. Ich inspiziere zuerst das Deck genauer. Das Teak ist nicht in bestem Zustand, einige Pfropfen fehlen und zeigen, dass das Material wohl schon häufiger geschliffen wurde. Zwischen Schraubenköpfen und Oberkante Holz sind nur noch knapp 2 Millimeter Material. Das ist verdammt nicht viel.
Und neues Teak ist nicht ganz billig zu haben. Das gibt ein Minus auf der Beurteilungsliste.
Das Rigg ist ok, die Genua zum Glück nicht angeschlagen, das aus dem Mast schauende Stück Großsegel ist algenbelegt, die Kuchenbude grünlich bis stockig. Bis auf das Teak also nur kleinere Probleme, die mit nicht zuviel Aufwand behebbar sind. Die Plicht ist dank Kuchenbude in sehr ordentlichem Zustand.
Die anderen sind schon im Bauch der Najad verschwunden.
Ich steige nun ebenfalls in den Salon und lande in einem Tanzsaal, eigentlich nicht verwunderlich bei der Länge von gut sechzehn Metern und vierachtzig Breite. Frau Cornelia und Sohn Philip schauen sich interessiert um, inspizieren Vorschiff und Heckkajüte. Frau Cornelias Augen signalisieren Zufriedenheit, ja vielleicht sogar ein wenig Bewunderung.
Der Ausbau der Yacht ist tatsächlich von hervorragender Qualität und anders als draußen ist alles in tadellosem Zustand.
Ein sehr ruhiges Fleckchen Hafen hier in Harburg
Als Herr K. darauf hinweist, dass das Boot natürlich auch über eine Waschmaschine und selbstverständlich über einen Trockner verfüge, ist Frau Cornelia restlos überzeugt. Ihr Gesicht zeigt für mich unverkennbar ihre Begeisterung. Sie lobt das riesige Schlafzimmer im Heck des Schiffes und ist von der großen Pantry beeindruckt.
Auch im Vorschiff ist mehr als ausreichend Platz, Schlafmöglichkeiten allerdings gibt es nur für vier Personen. Für uns wäre das völlig in Ordnung.
Der Motorraum und die darin befindliche Technik machen einen ordentlichen Eindruck, es ist eigentlich alles im Vorrat, inklusive eines Generators und eines Wechselrichters. Auch die navigatorische Ausrüstung ist deutlich zufriedenstellend. Inwieweit die Dinge funktionieren, wäre noch zu prüfen. Herr K. nennt einen nicht allzu hohen Preis für sein Schiff, er soll hier keine Erwähnung finden und ist vermutlich noch ein wenig nach unten verhandelbar.
Zum Schluss empfiehlt er uns noch einen Portugiesen in der Lämmertwiete, dort habe er vor kurzem hervorragend gegessen. Wir verabreden, in Kontakt zu bleiben, uns bei ihm zu melden.
Die Restaurantempfehlung erweist sich als Flop, die Bedienung ist zwar freundlich und pfeilschnell, die Speisen aber bewegen sich bestenfalls im Bereich von „geht so“, nur Philip ist verhalten zufrieden.
Da hat Herr K. keinen guten Geschmack bewiesen, oder der Koch hat in den letzten Tagen gewechselt. Besser wären wir zum in der gleichen Straße ansässigen Italiener gegangen, den kennen wir von früher. Er führt eine recht anständige Küche.
Es ist wie meist – hinterher ist man schlauer.
Als wir mit unserem wenig schmackhaften Essen durch sind, meldet sich Kind Annika. Bis gerade eben war die ganze Familie im Krankenhaus. Das Ergebnis der Untersuchungen ist weiß Gott nicht erfreulich. Luisas rechter Fuß ist gebrochen. Für die nächsten Wochen muss sie eine Schiene tragen.
Da hatte der Papa doch recht mit seinen Befürchtungen. Besonders schlimm, vorläufig wird sie mit dem Flunken nicht in den Kindergarten können.
Gegen zehn trennen wir uns von Sohn Philip, er fährt in seine Wohnung und wir können dank unseres Schlüssels ohne jedes Problem auf das Yachthafengelände. Das ist wenig aufregend, aber bequem.
30.08.2017, Mittwoch
Heute ist Abschied angesagt. Von Harburg und später dann auch von Frau Cornelia. Sie wird am Abend von Bord gehen und den kleinen Rest der Tour mache ich mit Jörg. Der wird mit meinem Audi in Finkenwerder zu uns stoßen. So spart das Mädel die ihr wenig sympathische Nordsee ein. Und Jörg und ich haben morgen einen besseren Absprung nach Cuxhaven, werden die Strecke in einer Tide gut schaffen können.
Außerdem, so haben wir es gestern Abend besprochen, wird Frau Cornelia noch bis zum Wochenende in Harburg bei den Kindern bleiben und Luisa hüten, währenddessen können die Eltern ihrer Arbeit nachgehen und sich in Ruhe um eine Betreuung für die nächste Woche kümmern. Ganz wohl ist Frau Cornelia nicht:
„Ob ich das schaffe, ob das Kind mich akzeptiert?“
„Das wird, hast schließlich drei Kinder einigermaßen anständig großgekriegt. Mach dir nicht zuviel Sorgen“, ist meine Reaktion.
In Finkenwerder landen wir in einem winzigen Yachtclub direkt neben dem Airbusgelände. Weil ich telefoniere, statt aufs Wasser zu schauen, laufe ich an der Hafeneinfahrt vorbei, und wir müssen gegen den Strom ein ordentliches Stück zurück. Runde fünf Minuten bin ich zu weit gefahren, gut fünfzehn kostet der Rückweg. Manche Blödheit hat direkte Konsequenzen.
Netterweise hilft ein Segelkamerad beim Festmachen. Er kommt extra von einem entfernt liegenden Steg angewetzt, um unsere Leinen anzunehmen. Liebe Menschen gibt es. Ob ein Hafenmeister käme, wisse er nicht. Oben im Industriegebiet würden wir aber das Clubgebäude für diesen Steg finden. Dort seien normalerweise wohl Leute. Nein, er würde nicht zu diesem Club gehören.
Wir marschieren los, um unser Liegegeld abzugeben und werden recht schnell auf einem Gewerbegelände fündig. Ein klein Häuschen, darin und davor einige mittelalte Männer, ein Hund und eine Frau.
Ja, er sei der Hafenmeister, sagt einer. Und ja, da wo wir festgemacht hätten, könnten wir liegen. Strom gäb es leider nicht, hier im Gebäude sei eine Dusche und auch eine Toilette. Wegen des Liegegeldes und des Schlüssels für das Clubhaus kämme er nachher zu uns runter. Könnte allerdings noch etwas dauern.
Nicht schlimm, wir wollen ohnehin erst einen Gang machen und die Gegend erkunden. Einige Ratschläge bekommen wir mit auf den Weg:
Da Essen gehen ist ok, da besser nicht, da habe man bislang wenig Gutes gehört. Wenn wir einkaufen müssten, ginge das, aber der Weg sei schon weit.
Wir müssen nicht einkaufen.
Unser Spaziergang führt wenig idyllisch eine lange Straße entlang, linker Hand kleine und mittlere Gewerbebetriebe, rechts sehen wir bald einen größeren Yachthafen, gefüllt mit Hunderten von Booten, zugänglich ist er von unserem Liegeplatz aus, der Weg dahin führt vorbei an einigen alten U-Boot-Bunkern. Wir sind froh, nicht weitergefahren zu sein, uns gleich vorn an den Steg gelegt zu haben.
Nicht lange, nachdem wir wieder an Bord sind, kommt für mich überraschend Kind Annika mit Luisa längs. Die Frauen hatten das wohl so besprochen. Ich freue mich. Und wir können bald feststellen, dass so ein Knirps sich sehr schnell an die lästige Schiene am rechten Bein gewöhnen kann.
Luisa rutscht auf dem Po und krabbelt behände auf dem Schiff herum, sie erreicht alles, was sie für wichtig hält und ist keineswegs schlecht gelaunt. Dass sie natürlich wieder die Schwimmweste anlegen muss, quittiert sie mit einen seufzenden:
„Ach, ach, ach ach ach.“
Am späten Nachmittag trifft Freund Jörg ein, er hatte eine gute, ganz unaufgeregte Fahrt. Wir beschließen, alle gemeinsam essen zu gehen. Und zwar zur Empfehlung unseres Hafenmeisters. Zweimal können wir ja nicht reinfallen innerhalb weniger Tage.
Und so ist es dann auch. Nach einigen Mühen finden wir das kleine empfohlene Gartenrestaurant direkt an einer gut befahrenen Ausfallstraße liegend. Es ist laut, so direkt an der Straße, sonst aber in Ordnung und wir werden gut versorgt. Besondere Aufmerksamkeit genießt auch hier Luisa, natürlich nicht zuletzt wegen ihrer tollen Schiene.
Als wir losfuhren zum Essen, kam dann auch der Hafenmeister den Steg herunter und erkundigt sich, ob alles in Ordnung sei.
Bestens, sagen wir und den Schlüssel für das Clubhaus brauchten wir nicht, wir kämen so zurecht und nochmal, auch ohne Strom hätten wir kein Problem.
Tja, dann hätte er ja gar nichts für uns getan. Und somit brauchten wir auch kein Liegegeld zu bezahlen.
Ich danke herzlich für die Gastfreundschaft und frage, ob es denn wohl eine Kaffeekasse gäbe im Verein.
Jo, die habe man.
So wandert dann doch noch ein kleiner Obolus zu den guten Leuten hinüber.
Nach dem Essen packen wir alles, was Frau Cornelia mit nach Hause nehmen will in den Audi, die Schmutzwäsche, die sie schon zusammengesucht hatte, vergessen wir. Da wird sie mit dem Waschen noch etwas warten müssen. Jörg und ich verabschieden winkend die drei Mädels. Sie rauschen mit ihren zwei Autos davon.
So war das dann mit unserer Reise in diesem Jahr, Frau Cornelia und ich sind nur verhalten wehmütig – es war spannend, lehrreich, toll und abwechslungsreich. Wir zwei werden uns im nächsten Jahr wieder auf den Weg machen.
Wohin?
Wer weiß?
Sicher wieder in die Ostsee. Oder irgendwo anders hin.
Groß planen werden wir nicht.
Ein kleines Wenig bleibt noch nachzutragen
Zurück an Bord stelle ich fest, dass „Power Block“ die Warmwasserproduktion eingestellt hat. Recht schnell kann ich den Fehler ermitteln. Die Umwälzpumpe ist defekt. Durchgebrannt.
Ich Dussel habe sie nachlässig angeklemmt vor Antritt der Reise. Eigentlich sollte sie mit neun Volt Spannung versorgt werden, wegen eines Schaltungsfehlers kamen tatsächlich zwölf Volt an. Das Problem wird sich mit akkurater Lötarbeit beheben lassen. Eine Ersatzpumpe ist an Bord. Machen wir aber nicht jetzt. Unser warmes Wasser können wir auch elektrisch produzieren und während der Motorfahrt fällt ohnehin genügend heißes Wasser an. Und genau auf Motorfahrt deutet die Wettervorhersage der kommenden zwei Tage hin.
Auf dem Weg elbeabwärts nach Cuxhaven kümmere ich mich endlich um das Bilgenwasserproblem. Bislang hatte ich mich ums intensive Suchen gedrückt, jetzt lasse ich mich während der Fahrt von Jörg in die Tamilenkammer sperren und finde recht schnell das Rinnsal. Bei genügend schneller Fahrt sackt das Heck des Schiffes etwas ab. Und ab etwa fünfeinhalb Knoten läuft ein Faden Wasser aus dem Ruderkoker. Bei sechs Knoten wird es noch ein wenig mehr. Die Dichtung zwischen Kokerrohr und Ruderwelle ist also hin. Nach einundvierzig Jahren schon. Da werden wir handeln müssen im Winterlager.
Wegen meiner manischen Tanksucht bunkern wir in Cuxhaven ein letztes Mal. So exzessiv sogar, dass ein paar Tropfen Diesel die Wasseroberfläche verschönern. Die gerade längskommende Hafenmeisterin nimmt es gelassen. Es ist wirklich fast nichts.
Aber auch fast nichts macht buntes Wasser. Wir bekämpfen den kleinen Flecken erfolgreich mit einigen Tropfen Spülmittel.
Bei meiner anschließenden Verbrauchsberechnung wundert mich der Dieselverbrauch. Normal sind 3,5 Liter pro Motorstunde, heute komme ich auf knapp sechs Liter.
Mitnichten kann das an dem danebengegangen halben Fingerhut liegen. Da hab ich was zum Sorgen machen. Kann das an dem mit zu viel Öl befüllten Hydraulikgetriebe liegen?
Die restliche Reise ist unspektakulär, nach sechzehn Stunden zügiger Motorfahrt machen wir morgens um zwei auf Borkum die Leinen fest, der nächste Tag wird blöd, wegen völlig unpassender Tide müssen wir ein sehr gutes Stück gegen den Emsstrom an. Nach einer halben Stunde Wartezeit vor der Schleuse Weener liegen wir um 20:35 Uhr an unserem Steg bei Buseman.
Insgesamt, ich sagte es schon, eine volle Reise, eine mit unterschiedlichsten Eindrücken und Erlebnissen in einem Jahr, dass wettermäßig, zumindest nach unserer Einschätzung, eher unterer Durchschnitt war. Im Grunde genommen ein Vorteil, brütende Temperaturen von deutlich dreißig Grad und mehr unter Deck hatten wir nicht. Das war in früheren Jahren auch anders. Rundum eigentlich passte die Mischung.
Ja natürlich, wir hatten etliche Regentage und solche mit zuviel Wind. Aber wir hatten keinen, keinen einzigen Tag an dem wir gedacht hätten:
Besser, wir wären Zuhause geblieben. Und ich schwöre: Das gilt sowohl für Frau Cornelia als auch für mich, den Steuermann.
Von der Najad haben wir uns bald verabschiedet. Sie ist doch runde zwei Nummern zu groß für uns, schon wegen der regelmäßig notwendigen Wartung. Und letztlich mögen wir unsere Kohinoor doch viel zu sehr.
Herr K. schrieb auf meine Absage hin, er könne das verstehen, obwohl, das Schiff hätte gut zu mir gepasst.
Und was den dienstlichen Teil angeht:
280 Betriebsstunden für meinen „Power Block“ sind in den zurückliegenden drei Monaten angefallen. Genügend viele Stunden, um ein seriöses Fazit ziehen zu können. Der Vorgänger, der mit dem ich so gar nicht glücklich wurde, lebte gut 1.500 Betriebsstunden auf meinem Schiff. Allerdings unter ständiger Beobachtung und dauernder aufopferungsvoller Pflege durch den Chief.
Zugegeben, ein paar Krankheiten sind noch zu beheben, der Kontakt zwischen mir und der Maschine war aber so eng, dass ich glaube, alle Schwachpunkte erfasst und in der Praxis kennengelernt zu haben. Es ist nichts dabei, was sich nicht nachhaltig verbessern ließe. Die Lösung für die Riemenrisse liegt in meinem Kopf parat und wird in den nächsten Wochen realisiert werden.
Das Programm zur Steuerung der Maschine habe ich unterwegs sukzessive optimiert und angepasst. Es läuft nahezu fehlerfrei, soweit ein in meinem Kopf gewachsenes Programm dann fehlerfrei sein kann.
Die elektrische Leistung vom „Power Block“ war immer mehr als ausreichend, auch an den paar wirklich warmen Tagen. Ebenso selbstverständlich reichte die Heizleistung und das hergestellte warme Wasser genügte selbst Frau Cornelias Ansprüchen.
Unser kleines Blockheizkraftwerk - der "Power Block"
Also, es hat sich auch in technischer Hinsicht gelohnt, zum Winter wird das Ding jetzt endlich rund sein, nicht zuletzt dank eines wirklich sehr robusten Motors deutscher Provenienz mit durchaus gutmütigem Abgasverhalten und hoher zu erwartender Lebensdauer. Hier gilt meine Anerkennung der Firma Hatz.
Ach, übrigens, die vermeintlich verlorenen Dokumentationsfotos waren doch gesichert. Ich fand sie zu meiner großen Überraschung auf meinem Heim-PC. Manchmal bin ich gar nicht so chaotisch wie mein Eindruck von mir ist.
Möglicherweise wird sich in naher Zukunft jemand finden, in dessen Portfolio es passt, mein Baby nicht nur zu produzieren, sondern auch und vor allen Dingen anständig zu vermarkten. Man wird sehen. Mein Job jedenfalls soll das nicht mehr sein.
Ganz abgesehen von seinen inneren Werten ist der „Power Block“ durchaus schön anzuschauen – in seinem gefälligen Silbermetallic.
- ENDE -
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